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1. Geschichte des Altertums für Quarta - S. III

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Vorwort zur ersten Auflage. Dem vorliegenden Lehrbuch der Geschichte für Quarta wird noch im Laufe des Sommers ein weiterer Band folgen, welcher den geschichtlichen Lehrstoff für Tertia und Untersekunda enthalten soll. Beide entsprechen in ihrer Anlage dem Lehrbuch der Geschichte für obere Klassen, das im vorigen Jahre abgeschlossen worden ist. Wenn ich mich auch bemüht habe, jedes unnötige Wort zu vermeiden, so ist die Erzählung naturgemäß, zumal in dem für die Quarta bestimmten Teile, ausführlicher als dort; sie soll den Schüler nicht nur dabei unterstützen, sich die vom Lehrer erzählten Tatsachen zu vergegenwärtigen, sondern ihm auch zur Wiedererzählung den nötigen Anhalt geben. Dabei habe ich eine Reihe solcher Einzelzüge, die für die Erkenntnis hervorragender Charaktere oder für kulturgeschichtliche Anschauung wertvoll schienen, der Darstellung eingefügt; diese Erzählungen gehören zu dem Bilde, das wir uns vom Altertum machen, und verdienen es, vom Schüler dauernd festgehalten zu werden. Ebenso habe ich die wichtigsten griechischen Sagen und die römische Gründungssage aufgenommen, obwohl sie nach den preußischen Lehrplänen in Quinta behandelt werden sollen; sie können, wie ich meine, in einem für diese Altersstufe berechneten Lehrbuch der alten Geschichte nicht entbehrt werden und werden vielleicht manchem Lehrer zur kurzen Wiederholung willkommen sein. Eine wichtige Aufgabe war es, den Stoff möglichst zu gliedern und für den Schüler übersichtlich zu gestalten; ich habe daher außer der Einteilung in Paragraphen auch die Stichworte am Rande beibehalten, wie ich sie in dem Lehrbuch für obere Klaffen angewandt habe. Am Schluß ist eine Tabelle angefügt. Der ersten Einführung in das Verständnis des antiken Lebens sollen neben den mancherlei Einzelangaben, die in die Erzählung verstreut sind, die zusammenhängenden kulturgeschichtlichen Abschnitte dienen. Die Auswahl, die unter den Daten der Verfassungsgeschichte getroffen ist, wird hoffentlich Billigung finden. Die geschichtlich bedeutenden Persönlichkeiten habe ich mich bemüht in einer dem Verständnis des Schülers angemessenen Weise zu charakterisieren. Die Jahreszahlen sind nach Kräften beschränkt worden. Halle a. d. S., im Mai 1899. Neubauer.

2. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 1

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Einleitung. § 1. Die Völker des Altertums. Wir Pflegen die Weltgeschichte in die Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit einzuteilen. Die Geschichte des Altertums spielt sich vornehmlich in den Ländern n6, die das mittelländische Meer umgeben. Im Orient wohnten die ältesten Kulturvölker, d. H. Völker, welche Staaten und einen geordneten Rechtszustand besaßen, welche nicht allein den Acker regelmäßig bebauten, sondern auch Gewerbe und Handel trieben, welche einige Wissenschaft und Bildung besaßen, welche Gottheiten kannten und verehrten. Zu ihnen gehörten die Ägyptev, die Babylonier und Assyrer, die Israeliten und Phönizier; später gründeten die Perser ein großes Reich, das ganz Vorderasien umfaßte. Eine noch weit höhere Kultur als die Völker des Orients entfalteten die Griechen und die Römer. Die Griechen waren das hochbegabte Volk der großen Dichter und Denker, Baumeister und Bildhauer, das Volk, dessen Kunstwerke nie übertroffen worden sind und aus dessen Wissenschaft die Wissenschaft der späteren europäischen Völker erwachsen ist. Die Römer waren das Volk der großen Staatsmänner und Feldherren, das, von Eroberung zu Eroberung fortschreitend, allmählich alle Völker rings um das mittelländische Meer sich unterwarf und zu einem ungeheuren Reich, einem Weltreich, zusammenfaßte. Das römische Reich wurde, einige Jahrhunderte nachdem Christus geboren war, von den hereinbrechenden Germanen, unseren Vorfahren, zerstört. Damit endete die Geschichte des Altertums, und es beginnt die Geschichte des Mittelalters. Nach ihrer Verwandtschaft fassen wir diese Völker in drei Gruppen zusammen: 1. Zu den nordafrikanischen Völkern gehören die Ägypter. 2. Zu den Semiten gehören die Babylonier und Assyrer, Araber, Israeliten und Phöniker. 3. Zu den Jndogermanen oder Jndoeuropäern gehören in Europa die Griechen und Römer, Kelten, Germanen und Slaven, in Asien die Perser und Inder. Neubauer und Rösiger, Lehrbuch der Geschichte I. 21. Auflage. 1

3. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 2

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Geschichte der Griechen. Vorbemerkung. Griechische und römische Namen werden heute meist nach lateinischer Betonunasreqel gesprochen: Ist die vorletzte Silbe lang, so wird diese betont, ist sie kurz, die drittletzte. Läßt man die alte Wortendung fort, so wird nur die Endsilbe betont, also Benevent(um), Korinth(os), Syraküs(ae), Diktatür(a). Außerdem pflegt die deutsche Aussprache einfache Vokale der Betonten offenen Silben zu verlängern (Marius, Venns). Griechenland. § 2. Der Landescharakter. Griechenland oder Hellas, das Land der Hellenen, wie dies Volk sich selbst nannte, ist der südliche Teil der Balkanhalbinfel und wird im Osten vom ägäischen, im Westen vom ionischen Meere begrenzt. Es ist ein Land von geringer Ausdehnung, da es auch mit Das Meer. Einschluß der benachbarten Inseln nur etwa den Umfang des Königreichs Bayern hat. Durch tiefe Meereseinschnitte gegliedert, ist Griechenland reich an Buchten, an Häfen, an vorgelagerten Inseln; es gibt wenige Punkte in Griechenland, die mehr als eine oder zwei Tagereisen vom Meere entfernt sind. So wurden denn die Griechen früh ein seefahrendes Volk, dessen Schiffe und Kaufleute fremde Gestade aufsuchten. Die Ostküste ist hafenreicher als die Westküste, und eine Jnfelbrücke verbindet sie mit der Küste von Kleinasien; dies hat zur Folge gehabt, daß die Griechen früh dort hinüber gewandert sind. Griechenland ist ferner ein Land zahl-Gebkge. reicher, hoher und steiler Gebirge, zwischen denen sich die Flußtäler hinziehen und hier und da kleine Ebenen ausbreiten. Daher war der Verkehr von einer Landschaft zur anderen oft erschwert, und vielfach führten nur Saumpfade über die Gebirgsrücken hinüber; die Folge davon ist gewesen, daß im Altertum Griechenland immer in viele kleine Staaten zerfallen ist und es keinen einheitlichen Staat dort gegeben hat. Andrerseits ist der Boden in vielen Teilen des Landes so felsig und unfruchtbar, daß man dort keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht treiben kann; in den Ebenen allein ist der Anbau des Bodens möglich. So kam es, daß Griechenland die wachsende Bevölkerung nicht zu ernähren vermochte und immer neue Schareu wanderlustiger Hellenen jenseits des Meeres eine neue Heimat suchten. Das Klima. Das Klima des Landes ist gemäßigt; der Winter ist regenreich und mild, der Sommer freilich heiß und regenarm, fodaß die Quellen und

4. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 3

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Griechenland. 3 Bäche oft versiegen und große Trockenheit herrscht. Es gedeiht der Wein-stock, der Olbaum, die Feige, ferner der Lorbeer, die Myrte und andere immergrüne Gewächse. Die Landschaft Griechenlands ist von unvergleichlicher Schönheit. Weithin reicht in der klaren Luft der Blick; hier schaut man hochragende, schöngeformte Berge, oft mit schneebedecktem Gipfel, dort das tiefblaue, an der steilen Küste brandende Meer. Und in diesem schönen Lande wohnt ein Volk von einem Schönheitssinn, wie ihn kein anderes Volk der Weltgeschichte besessen hat. § 3. Die Landschaften des Festlandes. Man teilt das griechische Festland in drei Teile, Nordgriechenland, Mittelgriechenland und die Halbinsel Peloponnes. Nordgriechenland umfaßt die beiden Landschaften Thessalien und Epirns, welche durch das Pindusgebirge voneinander geschieden werden. Von den nördlichen Gebieten werden sie durch Gebirgszüge getrennt; an der Nordostecke Thessaliens erhebt sich der schneebedeckte 3000 m hohe Olymp, der höchste Berg Griechenlands, ans dem man sich die Wohnungen der Götter dachte; an ihn schließen sich an der thessalischen Ostküste die Berge Ossa und Pelion an. Im Süden wird Thessalien von Mittelgricchenland durch den Berg Öta geschieden; zwischen Berg und Meer führte hier nur ein schmaler Paß hindurch, der von den warmen Quellen, die dort emporsprudelten, den Namen Thermopylen hatte. Den größeren Teil Thessaliens nimmt eine fruchtbare und getreidereiche Ebene ein; der Fluß Penens durchströmt sie, welcher in dem engen, wegen seiner Schönheit berühmten Tempetale zwischen Olymp und Ossa zum Meere durchbricht. Epirns dagegen ist ein armes, wenig fruchtbares Gebirgsland; dort lag die alte Orakelstätte Dodöna, wo man aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus zu erforschen suchte. Der westliche Teil Mittelgriechenlands, wo unter anderen die Landschaft Ätölien lag, war zum größeren Teil ein rauhes Gebirgsland, wo viel Viehzucht getrieben wurde, wenig Städte sich vorfanden und die Bevölkerung roh von Sitten war. In der Landschaft Phökis erhob sich der hohe Berg Parnaß. Hier lag in einem Hochtal Delphi mit dem berühmten Orakel des Lichtgottes Apollo; seine Priesterin, die Pythia, weissagte, auf einem Dreifuß sitzend und durch die aus einem Erdschlunde emporsteigenden Dämpfe erregt. An Phokis schloß sich nach Südosten Böötien an, dessen Name Rinderland bedeutet, eine fruchtbare kesselförmige Ebene mit einem See, der heute trocken gelegt worden ist. Hier lag das sagenberühmte siebentorige Theben mit seiner Burg, der nach l* Nord- griechen- Icrnb. Mittel- griechen- land.

5. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 4

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Der Pelo- ponnes. Die Inseln. ■1 Geschichte der Griechen. Kadmus benannten Kadrnea. Dann folgte die Landschaft Attika, die in dem Vorgebirge Sünion in das ägätfche Meer auslief, irit der Hauptstadt Athen, welche sich um ihre Akropolis herum ausdehnte. Attika war reich an Ölbäumen und Feigen, Getreide wuchs nur in den schmalen Ebenen; östlich der Hauptstadt lagen große Marmorbrüche, und im Süden des Landes fanden sich Silbergruben. Gegenüber lag im innersten Winkel des sarömschen Busens die Insel Salamis. Der Peloponnes, der wie das Bollwerk einer Festung in das Mittelmeer hervorspringt, hangt mit Griechenland nur durch eine schmale Landenge, den Jsthmos, zusammen. Westlich von diesem zieht sich der langgestreckte korinthische Meerbusen, östlich der saronische Meerbusen hin. Auf dem Jsthmos lag die kleine, gebirgige Landschaft Megaris mit der Hauptstadt Megara; südlich von ihm die Stadt Korinth, die, urfern zweier Meere gelegen, früh zu einer bedeutenden Handelsstadt emporblühte. Die mittelste Landschaft des Peloponnes war Arkadien, ein Land hoher, bewaldeter Berghohen, dessen Bevölkerung vorzugsweise Viehzucht trieb. Nördlich davon lag die schmale Küstenlandschaft Achaja, westlich das fruchtbare, wiesenreiche Elis, wo auf der Feststätte Olympia; alle vier Jahre dem Zeus zu Ehren berühmte Festspiele und Wetlkäwpfe stattfanden. Östlich von Arkadien breitete sich Ärgolis aus. Dort lagen außer der späteren Hauptstadt Argos die alten Königssitze Mykene und Tiryns; in Mykene hatte, wie die Sage erzählt, einst Agamemnon geherrscht, in Tiryns hatte Eurysthens geboten, der dem Herakles die zwölf Arbeiten auferlegte. Der Süden des Peloponnes endlich wurde von den Landschaften Lakonien und Messenien eingenommen, die das wilde, jähabstürzende Taygetosgebirge voneinander schied. Die Hauptstadt Lakoniens war das in der fruchtbaren Ebene des Eurötas gelegene Sparta, d. h. das Saatland. § 4. Tie Inseln. Das ägäifche Meer ist eines der inselreichsten Meere. Zunächst zieht sich längs der Ostküste Mittelgriechenlands Euboa hin. Unter den kleineren Inseln unterscheidet man die Kykladen, d. H. diejenigen, welche man sich im Kreise um Delos, die Geburtsinsel des Apollo und der Artemis, berumgelagert dachte, und die Sporaden, d. H. die zerstreut liegenden Inseln. Zu den ersteren gehört das weinberühmte Naxos. Unter den Inseln, die der Westküste Kleinasiens vorgelagert sind,, ragen Rhodos, Samos, Chios und Lesbos hervor, alle mit einem fruchtbaren Boden und milden Klima gesegnet und reich an Bodenerzeugnissen, besonders an Wein. An der Westküste von Epirus liegt Kerkyra, einst

6. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 5

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Mythen und Sagen der (Kriechen. 5 die Insel der Phääken, zu der Odysseus verschlagen wurde; und weiter südlich liegt Jthaka, des Odysseus Heimat. Mythen und Sagen der Griechen. § 5. Götter der Griechen. Die Griechen glaubten, wie fast aueoi^n|gwen Völker des Altertums, nicht an einen Gott, sondern sie verehrten eine ®ötcel Vielheit von Göttern. Als höchster und mächtigster Gott galt ihnen Zeus, der Himmelsgott, der auf dem Olymp thronende Vater der Götter, der das Recht beschützt und das Unrecht straft; ihm zur Seite steht feine Gemahlin Hera, die Beschützerin der Ehe. Als Brüder des Zeus gelten Poseidon, der gewaltige Beherrscher der Wogen, der mit dem Dreizack die Tiefen des Meeres aufwühlt, und Hades, der in der Unterwelt, dem finsteren Reich des Todes, gebietet. Eine Tochter des Zeus, aus seinem Haupt entsprungen, ist Athene, die in kriegerischer Rüstung dargestellte Göttin der Klugheit. Auch die Lichtgötter Apollon und Artemis sind Kinder des Zeus; beide trugen den Bogen, und Artemis galt als Be- schützerin der Jagd, Apollo war der Gott der Weissagekunst. Um ihn scharten sich auch die Göttinnen des Gesanges, die neun Musen. Es folgen Hermes, der Götterbote, der Gott des Handels und der Kaufleute, Ares, der stürmische Gott des Krieges, Hephästos, der hinkende Gott des Feuers und der Schmiede. Demeter ist die Göttin der fruchtbaren Erde und des Ackerbaues; ihre Tochter Persephone wurde von Hades, während sie auf einer blühenden Wiese spielte, geraubt, in die Unterwelt hinabgeführt und zu seiner Gemahlin erhoben. Dionysos ist der Gott des Weins, Aphrodite die Göttin der Liebe; Hestia endlich ist die Göttin des häuslichen Herdes, an dem sich die Familie versammelt. Auch Herakles, ein Sohn des Zeus und der thebanischen Königin Herakles. Alkmene, wurde, wie die Griechen erzählten, einer der Himmlischen, nachdem er auf Erden viel Mühsal erduldet hatte. Er verrichtete die ihm von Eurystheus, dem König von Tiryns, auferlegten zwölf Arbeiten; er lötete den nemeifchen Löwen, die neunköpfige Hydra und die stymphälischen Vögel, er fing den erymanthischen Eber und reinigte den Stall des Königs Aügias von Elis, indem er zwei Flüsse hindurchleitete; er kämpfte gegen das kriegerische Frauenvolk der Amazonen, erlegte im fernen Westen, an den „Säulen des Herakles", den Riesen Geryones, der drei Leiber hatte, und raubte feine Rinderherde; er gewann die goldenen Äpfel der Hespe-riden, der Töchter des Himmelsträgers Atlas, ja, er stieg in die Unterwelt hinab und holte den dreiköpfigen Höllenhund Kerberos herauf. Er starb infolge der Eifersucht seiner Gemahlin Deiamra, die ihm ein mit

7. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 6

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Niedere Gottheiten. Theseus. Kadmos. Geschichte der ©riechen. dem Blute des Kentauren Nessos getränktes Gewanb geschickt hatte, ohne zu ahnen, daß bieses vergiftet war; als er unter furchtbaren Qualen sein Ende kommen sah , bestieg er auf dem Berge Öta einen Scheiterhaufen und verbrannte sich selbst; im Olt)trtp warb ihm Hebe, die Göttin der Jugenb, vermählt- Nutzer biesert obersten Göttern kannten die Griechen eine Unzahl anderer Gottheiten. In den Quellen lebten Nymphen, in den Wülbern der ziegeufüßige Gott Pan und die neckischen Satyrn, dazu die Kentauren, seltsame, aus einem Menschen- und einem Pferbeleibe be-stehenbe Geschöpfe, in den Tiefen der See die Meeresgötter und -göttinnen, beren eine, Thetis, mit dem Peleus vermählt, den Achilles gebar. Dazu würden an vielen Orten Heroen ober Halbgötter verehrt, beren Taten und Schicksale von der Sage gefeiert würden. § 6. Griechische Heroensagen. Theseus war der Heros von Attika. Ihm schrieb die Sage mancherlei Taten zu, die benen des Herakles ähnlich finb; sie erzählte z. B., daß er die schrecklichen Wegelagerer, die an der engen, am Jfthmos htnführenbcn Bergstraße dem Wanberer auflauerten, erlegt habe: den Riesen Prokrustes, der ein großes und ein kleines Bett für die Reisenben hatte, großen Menschen im kleinen Bett die Füße abhieb, kleinen so lange die ©lieber ausrenkte, bis sie starben; ferner den Fichtenbeuger Sinis, der die Menschen an zwei Fichten zusammenbanb und diese barauf auseinanberschnellen ließ, und den Skirvn, der die Leute zwang, ihm die Füße zu waschen und sie dann ins Meer hinabstieß. Dann befreite er die Athener von der Pflicht, dem König Minos von Kreta jährlich sieben Jünglinge und sieben Jung- frauen zu schicken, die dem in dem Labyrinth hausenben Minotauros, der halb Mensch, halb Stier war, zum Fraß überlassen würden; er begleitete nämlich die auserwählten Opfer nach Kreta, fanb sich mit Hilfe der Aridbne, des Minos Tochter, die ihm ein Knäuel Garn mitgab, im Labyrinth zurecht und erlegte das Ungetüm. Leiber hatte er vergessen, auf der Rückfahrt anstatt des schwarzen Trauersegels ein weißes aufzuziehen, wie er feinem Vater Agens für den Fall einer glücklichen Heimkehr versprochen hatte, und als biefer das Schiff erblickte, stürzte er sich von dem Vorgebirge, wo er nach ihm ausschaute, in das Meer, das nach ihm das ägäische heißt. Die thebanischen Sagen erzählten zunächst von Kabmos. Er war, wie die Sage berichtet, ein phönififcher Königssohn, den sein Vater anssanbte, um seine von Zeus in Stiergestalt geraubte Schwester Europa zu suchen. Das belphische Orakel wies ihn an, ba eine Stadt zu

8. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 7

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Mythen und Sagen der Griechen. 7 gründen, wo sich eine heilige, ihm voransschreiteude Kuh niederlegen würde; sie lagerte sich an der Stelle des späteren Theben, und so gründete er hier eine Stadt. Ihm wurde die Einführung der Buchstabenschrift zugeschrieben, welche die Hellenen in der Tat von den Phönikern empfangen haben. Unter den späteren Königen Thebens war es besonders Odipus Odipns. und sein Geschlecht, denen die Sage furchtbare Schicksale zuschrieb. Ödipus war der Sohn des Königs Laios und der Jokäste. Ihn ließ der Vater kurz nach der Geburt aussetzen, weil ihm ein Orakel verkündet hatte, sein Sohn werde ihm das Leben nehmen; aber das Kind wurde von Hirten gefunden, nach Korinth gebracht und von dem König dieser Stadt auferzogen. Herangewachsen, zog Ödipus aus, um über sein Schicksal Gewißheit zu haben. Das delphische Orakel riet ihm, sein Vaterland zu meiden, da er sonst seinen Vater töten, seine Mutter heiraten werde. So mied er denn Korinth; da traf er in einem Hohlweg seinen Vater Laios, kam mit ihm in Zwist und erschlug ihn. Dann gelangte er nach Theben, löste das Rätsel der Sphinx, die schon viele Thebaner verschlungen hatte, weil sie es nicht hatten lösen können, wurde deshalb von der dankbaren Bürgerschaft zum König erhoben und heiratete Jokaste. So herrschte er lange Jahre in Theben, bis eine Pest ausbrach, die, wie das Orakel erklärte, dann erst weichen würde, wenn der Mörder des Laios entdeckt würde. Odipus stellte Nachforschungen an, und es stellte sich heraus, daß er, wie es ihm die Pythia geweissagt hatte, seinen Vater getötet und die Mutter geheiratet hatte. Jokaste erhängte sich in der Verzweiflung. Odipus stach sich selbst die Augen aus und zog, von seiner Tochter Antigone geleitet, in die Verbannung; mit den Göttern versöhnt, starb er in einem Flecken bei Athen. Zwischen seinen Söhnen aber, Et^okles und Polynikes, erhob sich Die Sieben bald ein Bruderstreit. Eteokles verdrängte den Polynikes aus der Herr- Theben, sch äst; dieser ging nach Argos, wo er die Tochter des Königs Adrastos heiratete, und beredete seinen Schwiegervater und fünf andere Helden, mit ihm gegen Theben zu ziehen und den Bruder zu stürzen. Von den sieben Helden griff jeder ein Tor Thebens an; aber sie nahmen die Stadt nicht. Nachdem sich die feindlichen Brüder im furchtbaren Zweikampf gegenseitig getötet hatten, kamen auch die anderen stürmenden Helden, außer Adrastos um. Erst die Söhne der Sieben, unter ihnen des Tydeus Sohn Diomedes, eroberten ein Menschenalter später die Stadt und machten des Polynikes Sohn zum Herrscher. Eine andere, von der Sage vielgepriesene gemeinsame Unterneb- shgo= ° o r i o i j nautenzng. mung griechischer Helden war der Argonautenzug, der seine Bezeichnung

9. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 10

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
10 beschichte der Griechen. teilweise durch Feuer zerstört worden sind. In Mykene und Tiryns erhoben sich einst Königsburgen, deren mächtige Umfassungsmauern teilweise noch erhalten sind; über dem Tor der Burg von Mykene stehen noch heute zwei aus Stein gehauene Löwen. Ebendort finden sich unterirdische Grabgewölbe, vor allem das sogenannte „Schatzhaus des Atreus , dav eine Höhe von 15 m hat; in anderen Gräbern hat man zahlreiche goldene Schmucksachen, bronzene Waffen, Siegelringe und Scherben von Gefäßen gefunden, die man den Toten einst mit in das Grab gab. Auf Kreta endlich, der Insel des Minos, sind die Grundmauern großer Paläste aufgedeckt worden, die mit merkwürdigen Malereien geschmückt sind. Zu jenen Zeiten herrschten also an den Küsten und ans den Inseln des ägäischen Meeres mächtige Königsgeschlechter. Es bestand bereits mancherlei Kunstfertigkeit; es bestand auch ein Handelsverkehr mit den Ländern des Orients. Aber diese Kultur ist untergegangen, wie es scheint, infolge des Einbruchs nördlicher Völker, der sogenannten dorischen Wanderung, die vielleicht um das Jahr 1100 stattfand. I. Won der dorischen Wanderung öis zum Weginn der Aerserkriege (500). Tie Wanderungen. slisc §8* Die Dorer wohnten ursprünglich in Thessalien; von dort zogen rung- sie zuerst nach Mittelgriechenland, wo ein Teil von ihnen in der kleinen Landschaft Doris am Öta sitzen blieb, dann über den korinthischen Meerbusen nach dem Peloponnes. Nach der Sage wurden sie von drei Brüdern geführt, die ihr Geschlecht von Herakles ableiteten und die Herakliden heißen. Sie eroberten die Landschaften Messenien, Lakonien und Ärgolis, welche die Herakliden unter sich verlosten. Die Urbewohner dieser Landschaften wurdeu entweder unterworfen oder vertrieben. Auch Korinth und Megara wurden von den Dorern gewonnen. Ja sie brachen, wie die Sage erzählt, über den Jsthmos in Attika ein. Als sich damals die Athener und Dorer gegenüberstanden, soll das Orakel von Delphi erklärt haben, daß dasjenige Volk siegen werde, dessen König falle. Da beschloß Kodros, der König der Athener, sich für sein Volk zu opsern; erlegte Bauerutracht an, ging ins feindliche Lager hinüber und fing dort mit einem Dorer einen Streit an, in dem er erschlagen wurde. Als die Dorer ihn erkannten, zogen sie aus dem Lande ab. Wanderurig Schon vor der dorischen Wanderung hatten viele Griechen die bis-unbfationni= ^er*9cn Wohnsitze verlassen und sich eine neue Heimat auf den Inseln des

10. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 12

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
12 Gesckichte her ©riechen. Lykurg. D>e 91 cf er= Verteilung. Die sparta-nischezucht. unbedingten militärischen Gehorsam gewöhnt sein. So war denn dies das Ziel der spartanischen Verfassung; Sparta war ein Kriegerstaat. Die Sage schreibt die Einführung der spartanischen Verfassung dem Lykurg zu, der im neunten Jahrhundert gelebt haben soll. In Wirklichkeit ist sie nicht das Werk eines einzigen Mannes gewesen, sondern hat sich im Laufe der Jahrhunderte ausgebildet. Zunächst ist von der eigentümlichen Ordnung des Grundbesitzes in Sparta zu reden. Damit nämlich allen Vollbürgern ihr Unterhalt gesichert würde, war die fruchtbare Ackerflur des Eurotastales in Güter von ungefähr gleichem Ertrag zerlegt, deren jedes einer Spartiatenfamilie zugewiesen und von mehreren Helotenfamilien bewirtschaftet wurde. Um aber zu verhüten, daß künftig Ungleichheit des Besitzes eintrete und manche reich, andere arm würden, wurde die Bestimmung getroffen, daß niemand sein Grundstück verkaufen durfte. Die Ordnung des spartanischen Lebens hatte den Zweck, den Spartiaten die kriegerische Tüchtigkeit zu erhalten. Jedes neugeborene Kind wurde untersucht und, wenn es als schwächlich befunden wurde, ausgesetzt. Mit dem siebenten Jahre ward dann der Knabe der Mutter genommen, um vom Staate erzogen zu werden. Er wurde einer Knabenabteilung zugeteilt und Lehrmeistern unterstellt; unter Waffenübungen, in rauher Zucht, bei einfachster Lebensweise und kärglichster Nahrung wurde er zum tapferen und ausdauernden, abgehärteten, gehorsamen Krieger erzogen. Der Knabe lernte gehorchen, damit er später befehlen könne. Die wissenschaftliche Ausbildung dagegen wurde vernachlässigt, während die Musik eifrig gepflegt wurde. Auch wer zum Manne herangereift war, blieb in erster Linie Soldat. Jeder Bürger gehörte einer Tisch- und Zeltgenossenschaft an. Mit seinen Kameraden speiste er, nicht bei seiner Gattin; die Speisen waren einfach, die schwarze Suppe das Hauptgericht; jeder steuerte zu der gemeinsamen Mahlzeit von dem Ertrage seines Gutes oder von der Jagdbeute etwas bei. Der Tag verlief vorwiegend in kriegerischen Übungen und Jagdzügen; erst die Greife, die sich des höchsten Ansehens erfreuten, wurden davon entbunden. Im Kriege wurde unbedingte Tapferkeit von jedem gefordert. Wer floh, wer den Schild verlor, wer auf dem Rücken anstatt auf der Brust die Wunde trug, galt für einen ehrlosen Mann. Mit dem Schilde oder auf dem Schilde, als Sieger oder tot, sollte der spartanische Krieger heimkehren. Die Frauen genossen hohes Ansehen und zeigten oft glühende Vaterlandsliebe, die Mädchen wurden wie die Knaben zu körperlicher Kraft und Gewandtheit erzogen.
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